Swinemünde kann sich die Maut in Richtung Kaseburg nicht leisten

Karsibór most

Scheitert die Maut bereits, bevor sie eingeführt wurde? Die Stadt Swinemünde erwägt ernsthaft auf die Gebühr für die Brücke, welche die Insel Wollin mit Kaseburg verbindet, zu verzichten. Jetzt wurde zum zweiten Mal ein Ausschreibungsverfahren für ungültig erklärt, weil kein passender Auftragnehmer für die Bedienung des Mautsystems gefunden werden konnte – die Kosten für die Dienstleistung waren zu hoch. „Ein Unternehmen hat angeboten, diesen Service für über eine MillionZloty (240 000 Euro) durchzuführen. Dies ist entschieden mehr, als wir für diesen Zweck im städtischen Haushalt bestimmt haben“, sagt Robert Karelus vom Stadtamt in Swinemünde. In diesem Jahr hat die Stadt noch eine weitere Ausschreibung geplant. Wenn diese wieder negativ ausfällt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass es keine Maut für die Brücke geben wird. Die Zeit spielt gegen die Stadt. Jeder Monat Verspätung bedeutet Verlust von Geld, das die Stadt von der Mehrwertsteuer zurückerstatten kann. Es gehtumetwa achtMillionen Zloty (1,9 Millionen Euro) – für Swinemünde eine sehr große Summe. Die Millionen kann man nur auf eine Weise zurückbekommen: Laut Vorschriften muss man eine Maut für die Brückenüberfahrt einführen. Der Stadtrat hat bereits so eine Lösung akzeptiert und die Gebühren festgelegt. Die Maut sollte zwei Zloty (rund 50 Cent; in beide Richtungen) betragen. Jahreskarten für unbegrenzte Überfahrten sollten zehn Zloty (2,40
Euro) kosten. Alles umsonst. „Wenn das Ergebnis der nächsten Ausschreibung für uns nicht zufriedenstellend ist, denken wir ernsthaft darüber nach, auf die Gebühren zu verzichten“, sagt Karelus. „Durch den hohen Betrag für die Installation der Geräte und vor allem durch die Inbetriebnahme, die mehrere Monate dauert, wird sich das nicht lohnen.“ Über die Nichteinführung der Gebühren würden sich mit Sicherheit die Bewohner von Kaseburg freuen, die von Anfang an Vorbehalte gegen die Idee der Stadt hatten. Sie wollten keine Behinderungen beim Passieren der Brücke und befürchten, dass es Touristen abschrecken wird. Die Stadt versprach jedoch, dass von der zurück gewonnenen Steuer eine Kanalisation gebaut wird. Die neue Brücke zwischen Wollin und Kaseburg wurde im Jahr 2012 gebaut. Sie ist 407 Meter lang und 9,3 Meter breit, hat eine zweispurige Fahrbahn und einen Fußgängerweg. Sie kostete rund 40
Millionen Zloty (9,5 Millionen Euro). Das Geld für den Bau kam ausschließlich aus dem Haushalt von Swinemünde. Sie ersetzte die alte Piastowskibrücke, die bereits mehr als 45 Jahre alt war.

Quelle: Ostsee Zeitung
Fot.Marek Czasnojć